„I bi dr Dritt gsy vomene Buredotze“

Text: Rainer Walter, Grenchen


In diesem Film ist das VIDEOIMAGE Filmteam dem vielseitigen und faszettenreichen Phänomen Hans Liechti auf der Spur; dem Menschen, Metzger, Koch, Beizer, Galeristen und Menschenfreund Hans Liechti. Während mehreren Jahren begleitete das Filmteam Hans Liechti auf seinen Gängen durch Grenchen, Solothurn und Carrara und schälte dabei das Porträt eines Mannes heraus, der unter uns lebt, der wie wir die täglichen Herausforderungen des Lebens und des Alterns begegnet, der in der Anonymität unseres Alltags nicht auffällt und nach dem sich in den Strassen niemand umdrehen würde, der ihn nicht persönlich kennt. Hans Liechti ist Teil unserer Gemeinschaft in Grenchen, einer genau wie wir und dennoch völlig anders.

foto: hansjörg sahli
foto: hansjörg sahli

Dieses Anders-Sein, das Besondere im Leben des Porträtierten schält sich in den Bildern des Filmes und vor allem in den Zeugnissen, die seine Weggefährten ablegen. – Eine erste der zentralen Aussagen unternimmt der Film zum Charakter des Emmentalers Hans Liechti, der wahrscheinlich nur von seinem Freund, dem Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt umfassend wahrgenommen werden konnte. Folgerichtig erscheinen in den weiteren Sequenzen die Darstellungen der Familie und deren sorgfältiges Umgehen mit längst erprobten gesellschaftlichen Grundwerten. „Man hilft sich“ sagt irgendwo ein Mitglied der grossen Familie der Schwestern und des Bruders. Wenn der einstige Metzgerlehrling von Saint Blaise als Grenchner Schwimmbadwirt an sonnenschönen Tagen von den Gästen gleichsam überrannt wurde, dann waren die Schwestern zur Stelle und packten an. Es ist die fühlbare Selbstverständlichkeit des Helfens, des Einander-Beistehens, die beeindruckt. Zum Emmentaler Familienmenschen Hans Liechti gehört als weiterer natürlicher Aspekt dessen grosse Religiosität und gleichzeitig die bedingungslose, treue Hingabe in den Willen Gottes.


Auf diesen Teil des Filmes hat man gewartet – Hans Liechti als Kunstsammler, Galeristen und Kunstfreund. Hans Liechti als Mann, der die Werte der Kunst ahnte, sich selbst in der Kunst stets neu entdeckte. Die Rede ist hier von der Galerie Bernard, die 1959 im Grenchner Volkshaus entstand und in der sich die wirkliche europäische Avantgarde traf, über Kunst diskutierte, während der Galerist als Volkshauswirt seine Pensionäre mit gutem Essen versorgte. Dass er diese Verbindung zwischen realem Leben und einer grenzenlosen philosophischen Kunstbetrachtung als Selbstverständlichkeit erlebte und weiter geben konnte, macht letztlich das Besondere im Leben von Hans Liechti aus. Es ist denn auch diese vom Zuschauer erlebte Spannung, die im Film immer wieder dargestellt wird.

hans liechti der galerist
hans liechti der galerist

Der Film ist nicht nur das Porträt eines Mannes, der für die Kunst enorm viel getan hat, er ist auch ein kulturhistorisches Dokument Grenchens. Das soll nicht vergessen sein.


Der Film lebt aber auch stark von den charismatischen Erzählungen des Porträtierten. Wenn er von seinen Freund Fritz erzählt, von ihren Begegnungen und wie der grosse Dramaturg dank Liechti zum nicht minder genialen Künstler wurde, dann fühlt der Zuschauer die knisternde und schöpferische Begegnung der beiden aussergewöhnlichen Emmentaler. – Im Film begleiten wir Hans Liechti auf seinen Gängen durch Grenchen und auf den Friedhof, wo seine Frau Käthi ruht. – Wir begegnen ihm in den Aussagen seiner Freunde, Peter Bichsel etwa und Georges Herzog. Wir begegnen einem Menschen, der sich kaum von uns unterscheidet, nur dass er halt eben ganz anders ist.

anstossen an der premiere
anstossen an der premiere

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